Liebe Patientin,
Sie kommen sicher schon seit einigen Jahren zur Vorsorgeuntersuchung und sind mit dem Ablauf wahrscheinlich vertraut. Wir sprechen Sie ab dem 31. Lebensjahr mit einem neuen Informationsblatt an, weil in den kommenden zehn Jahren für die meisten Frauen andere gesundheitliche Schwerpunkte im Vordergrund stehen als in der Phase zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr, wobei diese Übergänge natürlich individuell verschieden sind.
Falls Sie aktuell schwanger werden möchten, lesen Sie anschließend bitte auch noch die Informationen zum Thema Kinderwunsch.
Und falls Sie bei Ihrem Vorsorgetermin über moderne Verhütungsmethoden informiert werden möchten haben wir auf unserer Website zu diesem Thema ebenfalls schon einige Informationen zusammengestellt. Weitere Fragen klären wir dann gerne im persönlichen Gespräch.
In Ihrer jetzigen Lebensphase ist das Risiko für die meisten Krebsarten noch sehr gering. Im Fall einer Krebserkrankung kann diese aber bei einer jungen Frau dramatischer ablaufen, da diese besonders häufig von schnell wachsenden Tumoren betroffen sind.
Das allgemeine Erkrankungsrisiko für Brustkrebs beträgt in Deutschland derzeit 13%, das heißt, ca. jede achte Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens. Nur 8% der an Brustkrebs erkrankten Frauen sind unter vierzig. Viele davon stammen aus so genannten Hochrisikofamilien, in denen ein genetisches Brustkrebsrisiko weitervererbt wird. Diese erkranken mit einer Wahrscheinlichkeit von 30 bis zu 80%. Auch eine ungesunde Ernährung mit zu vielen tierischen Fetten, erhebliches Übergewicht und das Rauchen stellen Risikofaktoren für diese Erkrankung dar. Jedes Jahr erkranken in Deutschland ca. 50.000 Frauen an Brustkrebs und 18.000 Frauen sterben an der Erkrankung. Im Alter zwischen 35 und 55 Jahren stellt der Brustkrebs die häufigste Todesursache bei Frauen dar.
Seit Mitte der 90er Jahre beobachtet man allerdings auch eine sinkende Sterblichkeit der an Brustkrebs erkrankten Frauen in den westeuropäischen Ländern. Dies ist hauptsächlich auf Verbesserungen in den diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen zurückzuführen und heute überleben daher ca. 90% der betroffenen Frauen ihre Erkrankung.
Zur Früherkennung des Brustkrebses tasten wir im Rahmen der gesetzlichen Vorsorge Ihre Brust und die Lymphknoten unter den Achseln sorgfältig ab. Mit dieser Methode können allerdings nur Karzinome entdeckt werden, die bereits eine gewisse Größe erreicht und daher unter Umständen schon in den Körper gestreut haben. Erst ab dem 51. Lebensjahr sieht Ihre Krankenkasse eine Vorsorgemammographie in 2-jährigen Abständen vor. Die jüngeren Frauen werden durch das Screening nicht erfasst. Zur optimalen Ergänzung der gesetzlichen Früherkennung eignet sich eine Ultraschalluntersuchung von Brust und Achselhöhlen. Wir können Ihnen diese Untersuchung qualifiziert anbieten.
Der Gebärmutterhalskrebs war früher der häufigste Krebs der Frau und liegt heute aufgrund der Vorsorgeuntersuchungen nur noch an dritter Stelle. Durch regelmäßige Abstriche werden Veränderungen normalerweise so früh erkannt, dass sie schon im Vorstadium eines Krebses rechtzeitig behandelt werden können. Fast jeder Gebärmutterhalskrebs entsteht durch eine Infektion mit dem HPV-Virus, welcher ausschließlich durch sexuellen Kontakt übertragen wird. HPV-Viren zählen zu den häufigen sexuell übertragenen Erregern. Bis zum 30. Lebensjahr sind daher ca. 60% aller deutschen Männer und Frauen damit in Kontakt gekommen. Bei sehr jungen gesunden Frauen werden HPV Infektionen fast immer (98%) vom Immunsystem erfolgreich überwunden. Mit zunehmendem Alter sinkt diese Wahrscheinlichkeit und auch zusätzliche Risikofaktoren wie z.B. eine dauerhafte Störung der bakteriellen Scheidenflora, regelmäßiger Zigarettenkonsum oder ein Vitamin D Mangel erhöhen das Risiko für eine Schädigung der Zellen durch HPV Viren.
Für Frauen ab 35 Jahren hat sich seit dem 01.01.2020 die Gebärmutterhalskrebsvorsorge grundlegend verändert. Statt der jährlichen Durchführung eines zytologischen Abstriches wurde das gesetzliche Vorsorgeintervall auf 3 Jahre verlängert. Das dabei entnommene Material vom Gebärmutterhals wird nicht nur auf Krebszellen, sondern auch auf HPV-Viren untersucht. Wir bieten Ihnen in den Jahren zwischen den gesetzlichen Vorsorgen den zytologischen Abstrich im Rahmen der individuellen Gesundheitsleistungen an, damit Sie auf diese wertvolle Information nicht verzichten müssen. Für die Frauen zwischen 30 und 34 Jahren gilt wie bisher der jährliche zytologische Abstrich, allerdings ohne zusätzliche HPV-Diagnostik. Nach einer operativen Entfernung der Gebärmutter sind nach den Richtlinien des neuen Vorsorgemodells keine zytologischen Abstriche mehr vorgesehen.
Ergänzend zur reinen Zytologie können Sie durch einen HPV Abstrich klären lassen, ob bei Ihnen eine HPV Infektion besteht. Dies ist vor allem dann empfehlenswert, wenn Sie in den letzten Jahren verschiedene Sexualpartner hatten.
Falls sich bei der Untersuchung pathologische (krankhafte) Befunde ergeben, besteht der Anspruch auf weitere Abklärungsdiagnostik je nach medizinischer Notwendigkeit. In diesem Fall werden Sie natürlich von uns darüber aufgeklärt und beraten.
Chlamydieninfektionen: Chlamydien sind Bakterien und gehören zu den häufigen sexuell übertragbaren Krankheiten. Viele Menschen tragen diese Bakterien ohne es zu wissen in sich und können sie an andere weitergeben. Auch wenn die Infektion meistens keine Beschwerden verursacht, kann sie dennoch für junge Frauen ernste Folgen haben, im schlimmsten Fall kann es zur Unfruchtbarkeit durch eine Verklebung der Eileiter kommen. In Deutschland geht man derzeit von ca. 300.000 Neuerkrankungen pro Jahr aus. Das Risiko der Infektion steigt mit der Zahl der Sexualpartner. Etwa 7 von 10 infizierten Frauen haben keine Symptome und merken daher von der Erkrankung nichts. Eine diagnostizierte Erkrankung kann mit Antibiotika aber leicht behandelt und ausgeheilt werden. Je nach Lebensstil (feste Beziehung oder Single) ist ein jährlicher Test unbedingt empfehlenswert. Bei bestehendem Kinderwunsch ist der Abstrich ebenfalls sinnvoll, um eine eventuelle Infektion vor der Schwangerschaft zu therapieren. Wir bieten in unserer Praxis einen Multiplex-PCR Test auf sexuell übertragbare Erreger an. In einem Abstrich aus dem Genitalbereich können Chlamydien, Mycoplasmen, Ureaplasmen, Trichomonaden und Neisserien (Erreger der Gonorrhoe) schnell (1-2 Tage) und hochsensitiv nachgewiesen werden.
Eine Ultraschalluntersuchung des inneren Genitale zusätzlich zu der im Rahmen der Vorsorge von Ihrer Krankenkasse vorgesehenen Tastuntersuchung bietet für Sie eine zusätzliche Sicherheit in der Früherkennung des Gebärmutterkrebses und des Eierstock-Krebses. Der Gebärmutterkrebs kann im Frühstadium nicht ertastet werden, da er sich in der Schleimhaut innerhalb der Gebärmutterhöhle entwickelt. Daher fällt diese Krebsart oft erst auf, wenn Symptome, etwa in Form einer irregulären Blutung oder Schmerzen auftreten. Das Risiko der Erkrankung steigt mit zunehmendem Alter an, auch beim Eierstock-Krebs, welcher mit Abstand die bösartigste Erkrankung der Frau ist. In einer Ultraschalluntersuchung kann in günstigen Fällen der Verdacht auf einen Eierstock-Krebs gestellt werden, er ist allerdings auch mit dieser Methode nicht immer ausreichend früh und sicher zu erkennen. Auch Krebsherde von wenigen Millimetern Größe können bei schnell wachsenden Tumoren bereits streuen.
Der Ultraschall des inneren Genitale macht übrigens nicht nur zum Ausschluss eines Tumors Sinn. Bei bestehendem oder absehbaren Kinderwunsch können wir Ihnen über die sonographische Beurteilung der Gebärmutter und der Eierstöcke eine gute Einschätzung Ihrer Fruchtbarkeit bieten, vor allem wenn wir die Untersuchung auf einen Zeitpunkt kurz vor Zyklusmitte planen. Sie sollten dafür allerdings eine eventuell bestehende hormonelle Verhütungsmethode bereits abgesetzt haben.
Thromboserisiko: Sie wissen sicherlich, dass die Einnahme einer „Pille“ zur Verhütung das Risiko für das Auftreten einer Thrombose erhöhen kann. Die weiteren wichtigsten Risikofaktoren sind das Rauchen, Übergewicht, zunehmendes Alter und eine vererbliche Blutgerinnungsstörung. In unserer Praxis erhalten Sie daher vor Verschreibung der Pille einen Fragebogen, mit dem wir Ihr ganz persönliches Risikoprofil eingrenzen können. Ob sie rauchen oder nicht, haben Sie selbst in der Hand! Ob ein genetisches Risiko der Familie für eine Thrombose besteht, wissen die meisten Menschen nicht. Wenn wir aufgrund Ihrer Familiengeschichte hier einen begründeten Verdacht auf erhöhtes Risiko haben, können wir Sie zur weiteren Abklärung in eine spezielle Gerinnungssprechstunde überweisen..
Der Blasenkrebs tritt bei Frauen sehr viel seltener auf als bei Männern. Eine Ausnahme bilden hier die langjährigen Raucherinnen, die ein vielfach erhöhtes Risiko haben, auch in Ihrer Altersgruppe. Frauen, welche sich regelmäßig über Jahre die Haare dunkel färben gehören zu der Gruppe mit wahrscheinlich höherem Risiko. Eine Früherkennung für Blasenkrebs ist von Ihrer Krankenkasse im Rahmen der Vorsorge nicht vorgesehen. Wenn Sie hier eine zusätzliche Sicherheit möchten, bieten wir Ihnen einen Früherkennungstest für Blasenkrebs an, welcher spezifisch einen Tumormarker im Urin nachweist. Sie geben uns dafür einfach im Rahmen ihres Termins eine Urinprobe ab.
Und zu guter Letzt:
Wann wurde zum letzten Mal Ihr Impfausweis kontrolliert? Wir bieten Ihnen als qualifizierte Impfpraxis eine kostenlose Beratung über eventuell notwendige Impfungen an. Diese können im Anschluss von uns direkt durchgeführt werden. Seit Juni 2020 bieten wir Ihnen zusätzlich den kostenlosen Service, Sie in Zukunft an fällige Impftermine zu erinnern. Die weitaus meisten Impfungen werden übrigens von der Krankenkasse bezahlt. Bringen Sie Ihren Impfausweis also zu Ihrem Termin gerne mit!