Pneumokokken-Erkrankungen werden durch Bakterien aus der Familie der Streptokokken hervorgerufen.
Sie sind weltweit verbreitet und werden von Mensch zu Mensch übertragen.
Je nach Region der Welt und abhängig vom Alter sind verschiedene Pneumokokken-Stämme für unterschiedliche Krankheiten mit zum Teil lebensbedrohlichen Verläufen verantwortlich.
So verursachen sie beispielsweise die Mehrzahl der bakteriellen Lungenentzündungen.
Wie wird die Infektion übertragen?
Pneumokokken werden wie ein grippaler Infekt durch Tröpfcheninfektion übertragen - beispielsweise beim Husten oder Niesen. Die Bakterien finden sich im Nasen-Rachen-Raum vieler Menschen, ohne dass diese daran erkranken. Daher können sie auch von Gesunden weitergegeben werden.
Wie verläuft die Erkrankung?
Warum Pneumokokken bei manchen Menschen plötzlich Krankheiten auslösen und bei anderen nicht, ist nicht genau bekannt. Auch Gesunde können betroffen sein. Bei geschwächter Körperabwehr – zum Beispiel nach einer Viruserkrankung wie der Grippe oder einer Corona Erkrankung oder bei chronischen Erkrankungen – passiert dies jedoch leichter. Säuglinge und Kleinkinder sowie auch ältere Menschen erkranken häufiger an Pneumokokken. Denn mit zunehmendem Alter lassen die Abwehrkräfte des Körpers nach und chronische Krankheiten nehmen zu. Pneumokokken können verschiedene Erkrankungen auslösen - darunter Nasennebenhöhlen-, Mittelohr-, Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung. Darüber hinaus sind sie für 50 Prozent aller durch Bakterien verursachten Lungenentzündungen bei älteren Erwachsenen verantwortlich. Einige dieser Erkrankungen können lebensbedrohlich verlaufen. Bei schwerem Verlauf stirbt etwa jeder Zehnte der Erkrankten an den Folgen der Pneumokokken-Infektion. Besonders gefährdet sind Menschen mit geschwächtem Immunsystem. In Deutschland sterben jährlich ca. 5000 Menschen an einer Pneumokokken Infektion.
Pneumokokken-Erkrankungen können zwar mit Antibiotika behandelt werden. Allerdings nehmen Resistenzen zu, so dass die Medikamente schlechter anschlagen. Der Schutz durch Impfung wird daher immer wichtiger.
Wer sollte gegen Pneumokokken geimpft sein?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt allen Erwachsenen ab einem Alter von 60 Jahren eine Impfung gegen Pneumokokken. Hierfür sollte ein Pneumokokken-Impfstoff, der gegen 23 verschiedene Pneumokokken-Typen schützt (PPSV23), verwendet werden. Diese Impfung steht in Deutschland seit ca. 50 Jahren zur Verfügung.
Darüber hinaus wird die Impfung gegen Pneumokokken allen Personen mit erhöhtem gesundheitlichem Risiko aufgrund von bestimmten Vorerkrankungen oder mit beruflichem Risiko empfohlen. Hierzu gehören folgende Personengruppen:
- deren Immunsystem geschwächt ist – sei es aufgrund angeborener Defekte des Immunsystems, fehlender oder nicht funktionsfähiger Milz, einer HIV-Infektion, einer Knochenmarks- oder Organtransplantation oder aus anderen Gründen.
- die an chronischen Erkrankungen wie Diabetes, chronischen Erkrankungen des Herzens oder der Atmungsorgane, sowie Leber- oder Nierenkrankheiten oder Erkrankungen des Nervensystems leiden.
- die ein erhöhtes Risiko für eine Hirnhautentzündung haben
- die berufsbedingt ein erhöhtes Risiko für eine Lungenentzündung haben
Wie oft sollte gegen Pneumokokken geimpft werden?
Wegen der begrenzten Dauer des Impfschutzes gegen Pneumokokken hält die STIKO die Auffrischung mit einem Mindestabstand von 6 Jahren aus medizinischer Sicht eigentlich für alle Erwachsenen ab dem Alter von 60 Jahren für sinnvoll. Eine generelle Auffrischung wird dieser Altersgruppe trotzdem aktuell nicht empfohlen, da der Impfstoff hierfür zurzeit nicht zugelassen ist.
Für Personen mit chronischen Grundkrankheiten ist die wiederholte Impfung durch die Zulassung des PPSV23-Impfstoffs gedeckt. Für Personen, bei denen das Alter ≥60 Jahre die einzige Indikation darstellt, ist aufgrund unklarer und in sich widersprüchlicher Formulierungen in der Fachinformation derzeit umstritten, ob die wiederholte Impfung zulassungskonform ist.
Die STIKO hat alle verfügbaren Studien zur Immunogenität und Verträglichkeit der Wiederholungsimpfung ausgewertet. Auf dieser Basis ist sie zu dem Schluss gekommen, dass die Vorteile der Wiederholungsimpfung (Aufrechterhaltung des Schutzes gegen lebensbedrohliche Erkrankungen) die Nachteile (verstärkte Nebenwirkungen) überwiegen.
Der Hersteller des PPSV23 Impfstoffes beabsichtigt, eine Änderung der Fachinformation zu beantragen, um die Zweifel an der Zulassungskonformität der Wiederholungsimpfung auszuräumen.
Komplikationen sind selten
Komplikationen durch die Impfung sind sehr selten. Es kann zu Nebenwirkungen kommen, die aber meist innerhalb weniger Tage vergehen: Oft rötet sich die Einstichstelle, schwillt an oder schmerzt. Auch allgemeine Krankheitszeichen wie Fieber treten möglicherweise auf.
Wodurch unterscheiden sich die verschiedenen Impfstoffe?
In dem Pneumokokken - Polysaccharidimpfstoffen (PPSV) sind die Antigene von 23 Serotypen (PPSV23, Pneumovax®, zugelassen ab dem Alter von 2 Jahren) in reiner Form enthalten.
Zusätzlich gibt es Impfstoffe, in denen diese Antigene noch an Proteine gebunden („konjugiert“) sind. Durch die Eiweißbindung wird die Immunantwort des Körpers intensiviert, denn unser Immunsystem antwortet auf alle Bestandteile des Impfstoffes, also hier nicht nur auf das Antigen, sondern außerdem noch auf den Eiweißbestandteil.
Wer soll mit welchem Impfstoff geimpft werden?
Die „Konjugatimpfstoffe“ sind besonders geeignet für Kinder unter 2 Jahren, da diese noch kein voll ausgereiftes Immunsystem haben. Auch erwachsene Personen mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten bzw. Immunschwäche sollten zunächst mit Konjugatimpfstoff (Prevenar 13) geimpft werden. So kann das Immunssytem primär besser ansprechen.
Die alleinige Impfung mit Prevenar ist aber nicht sinnvoll, da in dem Impfstoff nur 13 Serotypen enthalten sind. Nach 6-12 Monaten sollte der Impfschutz daher mit Pneumovax 23 komplettiert werden. Die Immunantwort gegen die Serotypen, die in beiden Impfstoffen enthaltenen sind, wird so durch Pneumovax 23 verstärkt.