Liebe Patientin,
Sie und Ihr Partner wünschen sich seit einiger Zeit ein Baby, leider hat es aber bisher nicht funktioniert? Dann lassen Sie uns zusammen darüber nachdenken, welche Gründe es dafür geben könnte und welche Lösungsansätze.
Die Medizin bietet vielfältige Möglichkeiten der Hilfe auf dem Weg zum Wunschkind. Diese reichen von naturheilkundlicher Zyklusregulierung bis hin zur Hormonstimulation mit anschließender Befruchtung außerhalb des Mutterleibes. Wie weit Sie auf dem Weg zur Erfüllung Ihres Kinderwunsches gehen wollen, entscheiden alleine Sie und Ihre Partner.
Wir werden Ihnen durch kompetente und einfühlsame Beratung helfen, hier die richtigen Entscheidungen zu treffen. Dabei beziehen wir nach den Vorstellungen der ganzheitlichen Medizin, welche Körper und Seele als Einheit sieht, alle ev. bestehenden krankhaften Veränderungen, sowie ihre Lebensumstände, wie z. B. Belastungen im Alltag, eventuelle emotionale Probleme, sowie Ernährung und Bewegung mit ein.
Ab wann spricht man von ungewollter Kinderlosigkeit?
Von unerfülltem Kinderwunsch sprechen wir ganz allgemein, wenn nach einem Jahr regelmäßigen ungeschützten Geschlechtsverkehrs im optimalen Zeitfenster des weiblichen Zyklus keine Schwangerschaft eingetreten ist. Das sagt im Einzelfall allerdings nicht viel. Tatsächlich wartet jede dritte Frau über ein Jahr auf den Eintritt ihrer Wunsch-Schwangerschaft. Falls Sie unter 35 oder noch besser unter 30 Jahren alt und gesund sind, raten wir daher normalerweise großzügig zu abwartendem Verhalten. Je älter Sie sind, desto früher sollten wir überlegen, ob Ihr Körper zusätzliche Hilfestellung braucht. Die Zahl derjenigen Paare, die einen unerfüllten Kinderwunsch haben, hat in den letzten Jahren konstant zugenommen. Nach neuesten Schätzungen bleibt etwa jede sechste Partnerschaft ungewollt kinderlos; das bedeutet, dass in Deutschland rund zwei Millionen Paare mit unerfülltem Kinderwunsch leben.
Was können die Gründe sein für eine Kinderlosigkeit?
Die Ursachen, warum eine Frau nicht schwanger wird, können sehr vielfältig sein. Ein wichtiger Grund ist sicherlich der gesellschaftliche Wandel der letzten Jahrzehnte.
Wir wissen, dass mit dem 30. Lebensjahr die Fruchtbarkeit der Frau bereits langsam abnimmt. Die Familienplanung findet bei vielen Paaren erst nach Abschluss einer Berufsausbildung statt, häufig noch später. Dadurch sind die Frauen inzwischen im Mittel deutlich älter als in der Generation ihrer Eltern, wenn sie das erste Mal schwanger werden. Während 1970 noch 90 Prozent der Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes jünger als 30 Jahre waren, waren es 1990 nur noch 75%. Mehr als ein Viertel aller Frauen sind heute also älter als 30 Jahre. Der Anteil derjenigen, die ihr erstes Kind mit über 35 Jahren gebären, ist seit 1990 innerhalb von zehn Jahren von 5% auf 16% gestiegen. Unfruchtbarkeit ist jedoch nicht alleine eine Frauensache. Nach neuesten Studien verteilen sich die Ursachen mit jeweils 30 bis 40 Prozent gleichermaßen auf Mann und Frau. Bei 15 bis 30 Prozent der betroffenen Paare kann es an beiden Partnern liegen. In 5 bis 10 Prozent lässt sich keine organisch/funktionell fassbare Ursache finden. Mitverantwortlich für die Kinderlosigkeit sind bei einigen Paaren auch psychische Stressfaktoren.
In einer Gesellschaft, in der heutzutage fast alles planbar geworden ist, kann das Ausbleiben der erwünschten Familienvergrößerung zu einer enormen Frustration führen. Der entstehende Leistungsdruck und Versagensängste lösen einen Teufelskreis seelischer Missstände aus, die funktionelle Abläufe des Körpers aus dem Gleichgewicht bringen können.
Fazit ist, dass unerfüllter Kinderwunsch ein Problem ist, das beide Partner in gleichem Maße betrifft. Organische, aber auch seelische Ursachen sind hierbei zu berücksichtigen.
Was gibt es für Therapien unserer Kinderlosigkeit?
Zunächst einmal muss eine ausführliche Diagnostik bei der Frau und auch beim Mann durchgeführt werden; denn je genauer man die Ursachen für die Kinderlosigkeit kennt, desto erfolgreicher kann die anschließende Therapie sein.
Information über Lebens- und Ernährungsgewohnheiten insbesondere aber auch der Umgang mit Genussmitteln sind wichtige Bestandteile bei der Suche nach möglichen Ursachen. Überarbeitung und Fehlernährung schaffen den Nährboden für Krankheiten. Diese können sich zeigen in Form von chronischer Erschöpfung und Zyklusstörungen. Eine Ernährungsumstellung und Änderung der Lebensgewohnheiten, insbesondere der Verzicht auf Nikotin verbessern die Aussicht auf eine Schwangerschaft.
Eine Hormontestung zu zwei verschiedenen Zeitpunkten in Ihrem Zyklus kann uns z.B. eine Schilddrüsenfunktionsstörung, eine Eireifungsstörung, eine Gelbkörperschwäche oder eine Erhöhung der männlichen Hormone (Androgene) anzeigen. Diese Dysbalancen sind eine sehr häufige Diagnose und bei uns in der Praxis mit Hormongaben und ergänzend auch naturheilkundlich einfach und erfolgreich zu behandeln. Sowie der Zyklus normalisiert ist, kann die Befruchtung anschließend auf natürlichem Weg stattfinden.
Wenn allerdings eine hormonelle Erschöpfung der Eierstöcke aufgrund fortgeschrittenen Alters oder anderer individueller Umstände nachgewiesen wird, werden wir Ihnen wahrscheinlich ein spezialisiertes Kinderwunschzentrum zur weiteren Therapie empfehlen
Bei Störungen der Spermienqualität und verringerter Anzahl lebender Spermien kann eine medikamentöse Therapie des Mannes versucht werden. Ist dieses nicht möglich werden die Spermien in einem Kinderwunschzentrum aufgearbeitet, um eine Insemination durchzuführen. Hierbei werden die Spermien über einen dünnen Katheter zum Zeitpunkt des Eisprungs direkt in die Gebärmutter eingeleitet.
Sind die Ursachen des unerfüllten Kinderwunsches unbewegliche, verschlossene oder sogar fehlende Eileiter, oder sind die Spermien des Mannes nur unzureichend aufzubereiten, ist eine Befruchtung auf natürlichem Wege nicht mehr möglich. In diesen Fällen ist eine In-vitro-Fertilisation (IVF) erforderlich.
Bei diesem Vorgehen werden nach hormoneller Stimulation durch einen kleinen operativen Eingriff reife Eizellen vom Eierstock punktiert. Diese werden nach entsprechender Aufbereitung außerhalb des Körpers befruchtet. Nach deutscher Rechtsprechung dürfen mit dem Einverständnis des Paares bis zu drei befruchtete Eizellen in die Gebärmutter eingesetzt werden.
Bei schweren Störungen der männlichen Fruchtbarkeit kann ein einzelnes Spermium mit einer hauchdünnen Nadel unter elektronenmikroskopischer Sicht direkt in die Eizelle eingebracht werden (intracytoplasmatische Spermieninjektion, ICSI). Bei völligem Fehlen von Spermien im Samenerguss (Ejakulat), bleibt noch die Möglichkeit der Hoden- bzw. Nebenhodenpunktion, um von hier direkt lebende Spermien zu gewinnen.
Akupunktur und traditionelle chinesische Medizin:
Bitte lesen Sie bei Interesse nach unter „Akupunktur und TCM bei Kinderwunsch“
Wie hoch sind die Chancen für ein eigenes Kind?
Die individuelle Chance hängt natürlich von der Schwere der Fruchtbarkeitsstörung und vom Alter der Frau ab. Bei korrigierbaren Hormonstörungen mit oder ohne leichte Einschränkungen der männlichen Fruchtbarkeit kann bei etwa 70 Prozent der Paare eine Schwangerschaft erzielt werden. Für Kinderwunschbehandlungen mit IVF und ICSI werden heute „Erfolgsquoten“ von insgesamt ca. 30% angegeben. Während eine 30-Jährige noch eine 34-prozentige Chance auf Erfolg bei der künstlichen Befruchtung hat, beträgt sie bei einer 45-Jährigen nur noch zwölf Prozent. Das bedeutet für Sie, dass bis zum Eintritt einer Schwangerschaft sehr wahrscheinlich mehrere Behandlungszyklen durchgeführt werden.