Vorsorge bei Kinderwunsch

Liebe Patientin,

Sie haben sich für Nachwuchs entschieden? Dann gibt es viele Dinge, die beachtet werden wollen. Wie läuft der weibliche Zyklus ab und wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Schwangerschaft? Ist meine Fruchtbarkeit normal? Gibt es bei mir Risiken für eine Schwangerschaft?

Über diese Fragen und mehr möchten wir Sie informieren, damit Sie sich optimal auf Ihre Wunschschwangerschaft vorbereiten können. 

Die wichtigste Voraussetzung für ein gesundes Kind ist eine gesunde Mutter.

Zyklus und optimaler Zeitpunkt der Empfängnis

Am schönsten ist es sicherlich, wenn Sie nach Beendigung Ihrer Verhütung irgendwann „einfach so“ nach einer liebe- und lustvollen Nacht schwanger geworden sind. Manchmal lässt das Wunschbaby aber auch auf sich warten und Sie möchten vielleicht gezielt an den fruchtbaren Tagen versuchen schwanger zu werden. Wir beraten Sie gerne über ihren persönlichen Zyklus und die beste Phase der Empfängnis. Auf Wunsch geben wir Ihnen Temperaturkurven mit und interpretieren diese anschließend. Inzwischen gibt es auch jede Menge Apps zum Herunterladen für`s Handy und viele Frauen finden es sehr spannend, damit mehr über ihren Zyklus zu erfahren.

Eine Ultraschalluntersuchung des inneren Genitale kann Ihnen eine Bestätigung über einen normalen Zyklusablauf geben. Im Rahmen eines „Zyklusmonitoring“ kann kurz vor dem erwarteten Eisprung kontrolliert werden, ob sich ein ausreichend großes Ei am Eierstock gebildet hat und ob genügend Schleimhaut in der Gebärmutter für die Einnistung vorhanden ist. Ohne Verdacht auf ein krankhaftes Geschehen wird diese Untersuchung nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Schwangerschaftsrisiken?

Vor einer geplanten Schwangerschaft sollten wir über eventuelle Schwangerschaftsrisiken sprechen. Dazu gehören neben vorbestehenden chronischen Krankheiten wie z. B. Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck auch Schilddrüsenerkrankungen. Haben Sie ein erhöhtes Thromboserisiko? Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein? Waren Sie in ihrem Leben bereits einmal so schwer krank, dass vielleicht Funktionsstörungen von Organen zurückgeblieben sind? In Abhängigkeit von Ihrem Alter können wir Ihnen Ihr persönliches Risiko für genetische Fehlbildungen des ungeborenen Kindes erläutern, sowie die diagnostischen Möglichkeiten, diese während der Schwangerschaft sicher auszuschließen. Wichtig ist auch, ob in Ihrer Familie oder der Ihres Partners bereits genetisch bedingte Krankheiten aufgetreten sind.

Impfschutz

Frauen, die sich Kinder wünschen, sollten drei bis sechs Monate vor einer geplanten Schwangerschaft ihren Impfpass von einem Frauenarzt überprüfen lassen. 
Impfungen können die Schwangere vor Infektionskrankheiten schützen und das Ungeborene vor unnötigen Risiken bewahren. Denn während einer Schwangerschaft besteht die Gefahr, dass Viren oder Bakterien von der Mutter über die Plazenta auf das ungeborene Kind übergehen. Dies kann im schlimmsten Fall zu Schädigungen des Kindes oder zu Fehl-, Tot-, oder Frühgeburten führen. Impfungen im Vorfeld einer Schwangerschaft können diese nicht gefährden.
Es sollte insbesondere überprüft werden, ob die Frau gegen Röteln immun ist; ein nicht ausreichender Schutz sollte durch eine Impfung mindestens drei Monate vor Eintritt der Schwangerschaft aufgefrischt werden. Auch ein aktueller Schutz vor Masern, Mumps und Windpocken, Tetanus, Polio, Diphtherie und Keuchhusten, Hepatitis B und nicht zuletzt Covid 19 ist für Schwangere sehr wichtig. Impfungen sind während der Schwangerschaft nur eingeschränkt möglich, es gilt die Regel: "so viel wie nötig, so wenig wie möglich". Aktive Impfungen wie Röteln, Masern, Mumps und Windpocken sind in der Schwangerschaft komplett verboten. Das Robert Koch Institut empfiehlt zusätzlich die saisonale Grippeimpfung entweder vor oder auch während der geplanten Schwangerschaft.

Hat eine Frau den Immunschutz gegen bestimmte Krankheitserreger bereits durch frühere Erkrankungen oder Schutzimpfungen erworben, gehen diese Antikörper während der Schwangerschaft auf das Ungeborene über. Dieser Schutz bleibt dem Kind zwar nicht lebenslang erhalten, bietet aber für die ersten 3 bis 6 Monate nach der Geburt den sogenannten „Nestschutz".

Folsäuresubsitution

Schon seit den 60er Jahren ist in Deutschland bekannt, dass die regelmäßige Einnahme von Folsäure zu einer Verringerung zahlreicher Krankheiten beim ungeborenen Kind führen kann. Folsäure ist ein Vitamin, welches unser Körper für die Zellteilung braucht. Daher haben Schwangere einen stark erhöhten Bedarf. Es wird sowohl für die Entwicklung von DNA für die kindlichen Zellen benötigt, als auch zur Neubildung eigener Blutzellen für den erhöhten Bedarf in der Schwangerschaft.

Schon in der 4. Schwangerschaftswoche, also kurz vor Ausbleiben der Regel, werden die Weichen gestellt, ob ein Kind aufgrund eines Folsäuremangels der Mutter Fehlbildungen entwickeln wird. Dies ist ein Zeitpunkt, an dem viele Frauen noch nichts von ihrer Schwangerschaft wissen. Daher sollte die Einnahme von 400-800 Mikrogramm Folsäure schon ca. 2 Monate vor Ende der Verhütung beginnen. Einen besonders hohen Folsäurebedarf haben Frauen, die längere Zeit die „Pille“ eingenommen haben, weil diese die Aufnahme der Folsäure aus der Nahrung hemmt. Auch Raucherinnen haben oft einen Folsäuremangel. 

Durch einen ausgeglichenen Folsäurespiegel kann für das ungeborene Kind das Risiko für Spaltbildungen im Gesicht um die Hälfte reduziert werden. Auch Spina bifida und Meningomyelocelen (Spaltfehlbildungen der Wirbelsäule) treten viel seltener auf. Weniger bekannt ist, dass sich auch angeborene Herzfehler um die Hälfte verringern. 

Und die werdende Mutter tut sich auch etwas Gutes. Die Einnahme von Folsäure senkt langfristig das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall und indirekt auch das Risiko für Darmkrebs.

Jodsubstitution

Auch auf eine ausreichende Jodzufuhr sollte schon vor einer Schwangerschaft geachtet werden. Jod gehört zu den essentiellen Spurenelementen und wird für den Aufbau der Schilddrüsenhormone gebraucht. Vor allem Meerestiere (Kabeljau, Schellfisch, Garnelen, Miesmuscheln) enthalten viel Jod, aber auch Milchprodukte, v.a. Mozarella, sowie Champignons und Feldsalat. Wer keinen Fisch mag, kann mit Jod angereichertes Speisesalz kaufen. In der Schwangerschaft sollte Jod zusätzlich in Form von Jodtabletten aufgenommen werden: Empfohlen werden ergänzend 100-150 Mikrogramm Jod pro Tag. Falls bei Ihnen eine Schilddrüsenerkrankung vorliegt werden wir zusammen überlegen, ob für Sie andere Richtlinien gelten.

Zahngesundheit

Falls Ihr letzter Zahnarztbesuch länger als ein halbes Jahr zurück liegt, sollten Sie bei Kinderwunsch nochmals Ihre Zähne auf Karies und Parodontose untersuchen lassen. Eine unerkannte Karies kann sich in der Schwangerschaft schneller verschlechtern, da der Zahnschmelz durch die Schwangerschaftshormone anfälliger wird. Bei einer Zahnfleischentzündung kann die gestörte bakterielle Flora in der Mundhöhle Schwangerschaftskomplikationen bis hin zur Frühgeburt verursachen. 

Und zu guter Letzt:

Selbst bei einem völlig gesunden Paar mit optimalen Voraussetzungen beträgt die Chance, bei regelmäßigem Geschlechtsverkehr innerhalb eines Zyklus schwanger zu werden nur 20-30 %. In einer Gesellschaft, in der heutzutage fast alles planbar geworden ist, kann das Ausbleiben der erwünschten Familienvergrößerung zu einer großen nervlichen Belastung führen. Aber so wenig wie sich unsere Kinder später im Leben verplanen lassen, so ist das auch schon vor der Geburt. Also lassen Sie Ihrem Kind und sich bitte Zeit, auf den optimalen Moment zu warten, in dem die kleine Seele bei Ihnen gerne einziehen möchte!

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